Spiel-Philosophie

Hier noch ein kleiner Text zu unserer Spiel-Philosophie (keine "Pflichtlektüre", aber eventuell ganz gut als Einstimmung für unsere Veranstaltungen):

 

 

Spielleiter sind auch nur Menschen.

Was das heißt, dürfte klar sein. Spielleiter sind eben keine „Halbgötter in weiß“ (oder rot, schwarz usw.). Oft sind SL im Stress, stehen unter Druck oder haben einfach einen schlechten Tag – genau wie du und ich. Also selbst wenn eine Spielleitung mal eine scheinbar ruppige oder kurz angebundene Antwort gibt, so ist dies (in den meisten Fällen) nicht böse gemeint. Denn wir als Spielleiter möchten unseren Teilnehmern schließlich ein unvergessliches Erlebnis bereiten – jedoch im positiven Sinne!

 

Regeln sind Richtlinien.

Wie ist das zu verstehen? Auf gar keinen Fall so, dass Spielregeln unfair gegenüber anderen gebrochen werden dürfen! Dennoch sind Regeln beim LARP nur das oft nötige Gerüst, das das Spielgeschehen und das Miteinander stützen und auffangen soll. Schönes Spiel geht daher immer vor starrer Regelkonformität. Es darf aber niemals jemand benachteiligt werden, der sich an die Regeln hält – faires Spiel ist für uns alle wichtig.

 

Kenne den Plot.

Wir bemühen uns, einen anspruchsvollen und abwechslungsreichen anzubieten. Dies kommt sowohl NSC wie auch SC zugute. Doch der beste Plot ist hinfällig, wenn Orga und NSC ihn nicht gelesen haben. Und keine Angst, normalerweise muss man ja immer nur einen Teil des ablaufenden Plots im Blick haben; einmal den gesamten Plot zu lesen (und zu verstehen), das kann man aber niemandem abnehmen, der NSC oder sogar SL machen möchte.

 

Gleiches Recht für alle.

SC und NSC sind gleichgestellt. Beide dürfen, sollen und müssen Spaß am Spiel haben. Dennoch müssen sich NSC natürlich an die Weisungen der SL halten – denn ansonsten funktioniert es irgendwann einfach nicht mehr. Die Spielregeln gelten für beide Parteien in gleichem Maße. Ansonsten gilt, dass SC und NSC möglichst gleich behandelt werden sollen. Und wenn es der Orga auffällt, dass jemand z. B. Treffer nicht ausspielt, dann muss es völlig egal sein, ob er SC oder NSC ist – diese Person muss entsprechend darauf hingewiesen werden, dass er künftig nicht mehr als Spielverderber auftreten soll! Selbst wenn sie der beste Saufkumpan der Orga ist; im Sinne eines guten und fairen Miteinander hat er sich an die gleichen Regeln zu halten wie alle anderen (und hält nicht wundersamerweise z. B. doppelt so viele Treffer aus wie alle anderen). Auf einem LARP haben alle Teilnehmer die gleichen Pflichten, Chancen und Rechte.

 

Kenne deinen Hintergrund.

Fast alle LARPs finden vor einem festen Landeshintergrund statt. Und diesen sollten auch alle gut kennen, die sich in diesem Umfeld bewegen (also z. B. die NSC). Bei Festrollen ist dies sogar noch wichtiger als bei Springern. Und SL und Orga müssen beim Hintergrund in jedem Fall ebenso sattelfest sein wie beim ablaufenden Plot. Meist genügt es bereits völlig zu wissen, wo ich mich gerade befinde (Ortsname, Umgebung), was ich dort tue (Beruf, Freunde) und solche wichtigen Details wie z. B. der Götterglaube (also an welchen Gott ich glaube). Je mehr ich weiß (und mir merken kann), desto besser …

 

Keine Debatten.

Es bringt niemandem etwas, wenn mitten in einer ablaufenden Szene SL, NSC oder SC damit anfangen, wild zu diskutieren und damit die Atmosphäre womöglich gänzlich ruinieren. Erspart euch (und anderen) dies lieber und geht bei passender Gelegenheit mal beiseite und klärt das Thema in Ruhe und ohne das Beisein eventuell völlig unbeteiligter Personen. Kreative Ideen z. B. beim Plotablauf sind gerne gesehen, aber das letzte Wort hat immer die SL. Und da nützt dann auch alles Debattieren nichts.

 

Fragen kostet nichts.

Lieber einmal zu viel gefragt als einmal zu wenig. Ganz im Ernst! Niemand ist böse, wenn Fragen gestellt werden – ganz im Gegenteil. Denn Fragen bedeutet, dass sich jemand Gedanken gemacht hat und Dinge hinterfragt oder Unklarheiten beseitigen möchte. Scheut euch also niemals, eure Fragen zu stellen. Der Kopf kommt nicht runter, es gibt höchstens ein paar Peitschenhiebe …

 

Kein Streit.

Leichter gesagt als getan. Durch aufkommenden Stress während einer Veranstaltung, verschiedenen Meinungen und Ansichten (und die gibt es schon dann, wenn zwei Personen beteiligt sind) und undeutliche Kommunikation kommt gerne mal eine gereizte Stimmung auf. Streit ist in Ordnung, um sich da mal Luft zu machen – gesetzt den Fall, man kann danach ganz normal weiter gemeinsam arbeiten. Klar ist aber, dass niemals vor Teilnehmern gestritten wird, egal ob SC oder NSC! Dies drückt allen auf die Stimmung und vermittelt ein sehr unprofessionelles Bild von der Orga. Und das braucht auf einem LARP nun wirklich keiner.

 

Keine Alleingänge.

Dies gilt ebenfalls für alle Beteiligten bei einem LARP. Möchten die SC bei ihrem Ausflug in den Wald etwas geboten bekommen, ist es clever, die SL vor dem Abmarsch zu informieren. NSC dürfen keinesfalls ohne die vorherige Zustimmung der Spielleitung Aktionen beginnen, die nicht abgesprochen sind oder im Plot stehen. Und in erster Linie dürfen Spielleiter nicht ohne Rückmeldung den Ablauf der Handlung oder die Motivation von wichtigen NSC ändern (um nur zwei Beispiele zu nennen). Auf den meisten Veranstaltungen gibt es Funkgeräte und die dürfen auch gerne benutzt werden. Eine kurze Absprache hat noch nie geschadet – und am besten ist es sowieso, wenn es in gewissen Abständen Orgasitzungen gibt, bei denen alle auf den neuesten Stand gebracht werden. Egotrips von NSC und SL haben auf einer Veranstaltung nichts zu suchen. Nur ein zusammen agierendes Team ist erfolgreich.

 

Benutze den Funk.

Was uns gleich zu diesem Punkt bringt: Sofern Funkgeräte vorhanden sind, sollten diese auch benutzt werden. Hier gilt – erst denken, dann sprechen! Und zwar in kurzen, prägnanten und unmissverständlichen Sätzen. Dadurch bleiben Nachfragen aus und jeder weiß sofort, was Sache ist. Außerdem sind dann alle Spielleiter auf dem gleichen Stand und können einschätzen, was als Nächstes zu geschehen hat. Ein Funkgerät ist aber nicht dazu da, mal eben seine ganze Lebensgeschichte runterzurasseln. Denn für die ist auf einem LARP nun einmal keine Zeit. Die Benutzung des Funkgerätes sollte auf das notwendige Minimum beschränkt bleiben. Ansonsten gilt: Funk ist fein. Und bitte nicht vergessen, den Akku immer wieder aufzuladen! Es ist niemandem damit geholfen, wenn jemand Informationen hortet.

 

Pflege den Fundus.

Mittlerweile bieten viele Orgas eigenen Fundus an, um spezielle Rollen bei der Darstellung zu unterstützen oder große Massen von NSC entsprechend auszustatten. Schade nur, dass es dabei oft zu unschönen Szenen kommt – nämlich dann, wenn die NSC diesen Fundus nicht gerade sonderlich liebevoll behandeln. Nur weil es kein eigenes Material ist, darf es natürlich nicht weniger pfleglich behandelt werden, als wäre es so. Daher nach Gebrauch nicht einfach den benutzten Fundus in die Ecke werfen, sondern – falls vorhanden – beim Funduswart abgeben, etwaige Schäden sofort melden und einfach ein wenig darauf achten, dass auch noch andere NSC (und nicht zu vergessen die Orga) später weiter ihre Freude daran haben.

 

Improvisieren ist toll. Aber nur in Maßen.

LARP lebt natürlich zu einem sehr großen Teil von Improvisation. Und die haben wir alle gerne. Eine unbedachte Improvisationseinlage kann aber sehr schnell den gesamten Ablauf einer Veranstaltung in Frage stellen bzw. kippen. Man darf nie vergessen, dass gerade SC nie einen echten Überblick über alle Informationen haben, die der Orga vorliegen. Und ein falscher Spruch aus dem Mund eines NSC kann daher leicht sofort für bare Münze genommen werden. Daher gilt auch hier – fragen kostet nichts. Im Zweifelsfall lieber die Klappe halten und sich an den vorgegebenen Plot halten.

 

Keine Extrawürste.

Jeder möchte sich gerne mal eine Extrawurst braten, aber das LARP ist nun einmal ein großes Miteinander. Und jeder sieht, was das jeweilige Gegenüber gerade so treibt. Selbst wenn ich also gerne der mächtigste Magier der bekannten Welt wäre (und die coolste Sau überhaupt), so muss ich mich doch auf das beschränken, was ich darstellen und umsetzen kann – und was meine Mitspieler mir abnehmen. Dies ist bei der Darstellung eines Charakters immens wichtig. Trifft mich ein Zauber, dann spiele ich das aus! Völlig egal, ob mir das gerade passt oder nicht. Und selbst wenn ich mich dadurch vermeintlich lächerlich mache. Dies ist nun einmal ein fester Teil dieses Spiels. Das Gleiche gilt für Treffer beim Kampf. Selbst der nachsichtigste Gegner im Kampf wird schließlich kopfschüttelnd das Weite suchen, wenn der Kontrahent einfach nicht ausspielt oder umfallen will. Wir spielen miteinander, Eigennutz und Egoismus hat beim LARP nichts verloren (und wird über kurz oder lang dazu führen, dass niemand mehr mit den betreffenden Personen „spielen will“).

 

„Ich spiele nicht mehr mit“.

Niemand ist dazu gezwungen, mitzuspielen. Jeder kann jederzeit eine Pause einlegen, aus welchen Gründen auch immer. LARP soll in erster Linie Spaß machen. Eine kurze Rücksprache mit der Orga genügt. Trau dich, diese Option zu nutzen. Denn wenn es dir körperlich oder geistig zu anstrengend wird – aus welchen Gründen auch immer – dann hast du jedes Recht dazu, dich rauszunehmen.Werde zu deiner Rolle.

Beim LARP geht es NICHT ums gewinnen. Klingt seltsam, ist aber so. Ein Live-Rollenspiel ist KEIN Wettstreit von SC gegen NSC! NSC sollen in erster Linie Unterhaltung für die SC bieten und im besten Falle dabei selbst eine ganze Menge Spaß haben. Soll heißen: Stellt der NSC einen stumpfsinnigen Zombie dar, dann stellt er sich dumm. Natürlich weiß der NSC, dass er als Zombie in eine Falle der SC tappt oder ihnen im Kampf nicht viel entgegenzusetzen hat – aber der Untote weiß das eben nicht. Auch dies gehört eben zu schönem Live-Rollenspiel mit dazu.