Conberichte

Das Vermächtnis des Löwen III

Die drei Reiche

Endlich war es also soweit … ein neues Larp im Reich der Leuenmark stand an, nachdem wir uns während der Pandemie nicht oder nur in eingeschränktem Maß bei unserem geliebten Hobby treffen konnten. Vom 24. bis 26. Februar 2023 fand mit „Das Vermächtnis des Löwen III – Die drei Reiche“ zudem die vorerst letzte Veranstaltung aus dieser Diplomatie-Reihe statt. Außerdem hatte die „Ye olde Lions“-Orga bereits im Vorfeld angekündigt, nun zumindest eine längere Pause einlegen zu wollen, ehe sie wieder aktiv wird. Die Gründe hierfür waren durchaus vielfältig, einen einzigen maßgeblichen Grund gab es nicht: Der überraschende Wegfall langjähriger, zuverlässiger sowie gut eingespielter Orgamitglieder, einige interne Missverständnisse während der Zwangspause, aber ebenso die aktuell extrem steigenden Preise – auch bei Zeltplätzen sowie Congebäuden – waren hierfür ausschlaggebend. Und obwohl die meisten der im Vorfeld angefallenen Probleme mittlerweile tatsächlich zu aller Zufriedenheit gelöst werden konnten (was sich auf der Veranstaltung bestätigte), blieb es zumindest vorerst bei der Entscheidung, die der Orga alles andere als leicht gefallen ist.

 

IT dienten bei diesem Larp die namensgebenden drei Reiche Löwentor, Leuenmark sowie Norwall (das nun wieder bespielt werden soll) als Gastgeber. Ursprünglich ersetzte die Veranstaltung „Das Vermächtnis des Löwen“ dabei übrigens die erfolgreiche Reihe „Arkane Akademie der Leuenmark“ im gleichen Übernachtungshaus, die es auf stolze fünf Larps brachte, und sollte praktischerweise dazu dienen, das gemeinsame, nach und nach wieder aufkeimende Spiel zwischen den beiden Larp-Ländern sowie deren Orgas zu fördern, da es in der Vergangenheit sowohl IT wie OT trotz des großteils gemeinsamen Hintergrunds doch einige (Anlauf-)Schwierigkeiten unterschiedlichster Art gegeben hatte.

 

War dieses Botschafts-Larp im altehrwürdigen (aber eben leider auch ziemlich in die Jahre gekommenen) ehemaligen mittelalterlichen Gesindehaus in Aichach-Oberwittelsbach zunächst neben dem leider abgesagten „Das Wiegenlied des Wahnsinns II – Bis das Blut gefriert“ ja noch als eines der Startevents der geplanten neuen „Grenzland“-Kampagne angedacht, so änderte sich auch dies natürlich aufgrund der Entscheidung der Orga, so dass es vor Ort lediglich einen deutlich verschlankten Plot gab, da die „alten Löwen“ nicht zu viele Aktionen auslösen wollten, die dann womöglich in den kommenden Jahren nicht weiter, geschweige denn, zu Ende gespielt werden konnten.

 

Trotz einiger Widrigkeiten, die dann (natürlich) noch unerwartet im Vorfeld auftauchten, freuten sich am Ende aber so ziemlich alle darauf, die Leuenmark für einige Stunden erneut zum Leben zu erwecken. Und dies in der Botschaft Löwentors in der kleinen Stadt Kulterfurt in der Leuenmark, die selbst durchaus eine turbulente Vergangenheit aufzuweisen hat. So fanden hier die drei Abenteuer-Larps der „Rußwurm“-Reihe statt, angefangen von „Unter dem Totenmond – Fürchte das bleiche Licht des Mondes“ über „Im Schatten des Galgenbaums – Und Finsternis wird kommen“ bis hin zu „Macht und Niedertracht – Der Kampf um Kulterfurt“, so dass sich allein dadurch bereits viele Gesprächs- und Anknüpfungspunkte auf diesem Botschafts-Larp bieten sollten. Ebenso boten die vielen bisherigen Events im Reich der Leuenmark natürlich mehr als genügend Hintergrund, so dass vor Ort an einige bereits bespielte Themen erneut angeknüpft werden konnte, selbst wenn aufgrund der Pandemie in den letzten Jahren leider nur extrem wenige Aktivitäten stattfinden konnten. Aber die Orga sorgte ebenso dafür, dass zumindest ein paar neue Impulse problemlos ins Spiel eingebracht werden konnten.

 

Als Gastgeber fungieren bei dieser dritten Zusammenkunft in Kulterfurt erneut Taris Herzenstein, Ordensritter der „Ehernen Wacht“ sowie derzeitiger Botschafter Löwentors, und Emeram Insgeheim, Emissär sowie Sonderbevollmächtigter des Rats der Leuenmark. Hinzu kam diesmal erstmals Graf Lagon Horacio aus Tiefenfeld in Norwall. Eines der Themen, die dann alsbald vor Ort die Runde machten, war die Abberufung der bisherigen Botschafter und die gleichzeitige Ernennung von Leongard von Schwarzburg, der nicht unbedingt als Freund der Leuenmark – die ja als ehemalige Provinz des Reiches nunmehr schlussendlich ihre offizielle Unabhängigkeit erhalten hat – galt und dessen Familiengeschichte zudem einige eher unschöne Punkte aufweist. Hierzu hatten dann einige der angereisten Leuenmarker Gäste logischerweise eine ganz eigene Meinung.

 

Unter diesen befand sich neben Averion, dem Paladin der Göttin Gora, auch sein treues Gefolge, einige noch recht junge Recken vom Orden des „Silbernen Schilds“, die vor Ort eine ganz besondere Prüfung erwartete. Außerdem reisten Schwester Elsbeth, die Elia-Priesterin des Heiligen Hains, ebenso an wie Lynhart Kartenreich,  Priester des Solis-Ordens der „Goldpranken“, Arn vom Schneegrunde, Erzmagier und Ratsmitglied, die Gora-Novizin Isa vom Stein, der Zauberkundige Iantar sowie Wilhelm Marker, der Hauptmann des „Bunten Haufens“, um sich vor Ort nach langer Larp-Abstinenz dem gemeinsamen Spiel zu widmen. Da wie gesagt die eigentlich geplanten Plotelemente großteils ausfallen mussten, sorgte die Orga dafür, dass die anwesenden Leuenmarker SpielerInnen mit entsprechend lockeren, charakterbezogenen Aktivitäten gut beschäftigt wurden.

Dazu zählte neben einer schriftlichen Wissensprüfung der Angehörigen des „Silbernen Schilds“ auch die völlig überraschende Ankündigung des angedachten Ritterschlags von Averion – den dieser allerdings nach kurzer Bedenkzeit dankend ablehnte – oder die Gespräche über den neuen Botschafter Löwentors. Ein Solis- und ein Elia-Schrein wurden zur stillen Einkehr sowie einem gemeinsamen Gottesdienst genutzt, das „Torland Handelshaus“ bot (bei einem IT/OT-Flohmarkt) allerlei Waren an und der brave (wenn auch bisweilen allzu geldgierige) Schreiber Marius versorgte wie üblich die Gäste mit den notwendigen Landesdokumenten oder Abschriften.

 

Überhaupt lud die umfangreiche Bibliothek dazu ein, sich über Land und Leute zu informieren und während einer feierlichen Verleihung wurde einigen verdienten Persönlichkeiten der Leuenmark das überarbeitete, jetzt mit der Zeittafel Löwentors ergänzte, enorm umfangreiche „Lexikon der arkanen Künste“ übergeben. Außerdem fanden  angeregte Gespräche bezüglich neuer Handelsabkommen, der weiteren Erforschung des geheimnisvollen, lebensfeindlichen Landstrichs zwischen der Leuenmark und Löwentor, sowie vielerlei diplomatische Palaver statt, die jedoch nicht immer ganz unaufgeregt abliefen. Die aufmerksame Hauswache Willibald aus Wildenhausen sorgte aber dafür, dass der ausgerufene Botschaftsfrieden stets eingehalten wurde (selbst wenn er mit seiner Kontrolle der anwesenden Personen anhand Löwentorer Steckbriefe eventuell hier und da ein wenig über das Ziel hinausschoss). 

 

Vor allem der umtriebige „Händler“ (wohl eher „Handelsfürst“) Sha'gal von den solunterrianischen Inseln samt großem Gefolge (und seinen gerüchteweise sage und schreibe 27 Titeln) stach mit seinem fast schon tollkühnen Anliegen hervor, ein festes Handelszentrum ganz im Süden – und somit an der Küste des sogenannten Grenzlandes – errichten zu wollen. Was natürlich bedeuten würde, dass zuvor ebendieser bislang aufgrund seines harschen Klimas und unbekannter, oftmals gefahrvoller Flora und Fauna kaum beachtete Landstrich weitgehend zuerst noch erforscht werden wollte. Dennoch fand der Vorschlag rasch allgemeine Zustimmung. Doch zunächst galt es, die kaum befestigte Handelsstraße zwischen dem Königreich Löwentor und der Leuenmark zum Wohl beider Länder endlich auszubauen … Und auch Graf Lagon Horacio aus Norwall hatte einige dringliche Angelegenheiten vorzubringen, über die ausgiebig beratschlagt wurde.

 

Am Samstagabend wurde dann noch ein mysteriöses Artefakt untersucht, das in den Grenzlanden aufgefunden worden war und vor dem zumindest ein einheimisches, tierhaftes Volk wohl große Angst zu haben schien (zumindest ließen ebenfalls vorgelegte, bruchstückhafte Tagebuchaufzeichnungen eines Reisenden aus Löwentor darauf schließen, der von diesen friedvollen Wesen gerettet worden war). Während einer magischen Analyse „erwachte“ dieser Gegenstand sozusagen zu einem unheimlichen, pulsierenden Leben, aber sowohl arkane wie auch klerikale Untersuchungen förderten anschließend nur noch mehr ungelöste Fragen zu Tage …

 

Um die wie immer gute Verpflegung kümmerte sich auf diesem Larp erneut ein motiviertes, fast unermüdliches Tavernenteam, neben leckeren Speisen waren jede Menge Getränke vorhanden und sorgten so dafür, dass niemand hungern oder befürchten musste, zu verdursten. So ging es dann also folgerichtig im Schankraum der Botschaft teilweise recht hoch sowie feucht-fröhlich her. Im Conbeitrag enthalten war dabei übrigens das erste Abendessen am Freitag nach der Anreise, Frühstück sowie kostenlos Kaffee und Tee bei einem gewohnt knallhart kalkulierten Conbeitrag. Das Essen war üppig und umfangreich, am Samstag und Sonntag gab es sogar vor Ort frisch gebackene Semmel zum Frühstück. Und am Samstagnachmittag lud Botschafter Herzenstein aufgrund seines Abschieds dann sogar noch zu einem überaus üppigen Kuchenempfang ein.

Das Congebäude selbst war erneut u. a. mit vielen Bannern entsprechend dem feierlichen Anlass ansprechend dekoriert worden und so sorgte die Umgebung dafür, dass die Gäste sich schnell in eine andere Welt einfinden konnten. Zwischen den Gesprächen blieb dabei noch genügend Zeit, sich einem der vielen vor Ort vorhandenen IT-Spiele zu widmen.

 

 

 

Alles in allem erlebten alle Beteiligten auf diesem voraussichtlich letzten Larp der „Ye olde Lions“-Orga eine schöne, entschleunigte Veranstaltung im Reich der Leuenmark mit jeder Menge Spielanbindung hin gen Löwentor. Viele alte Handlungselemente wurden dabei angesprochen, manche davon aufgelöst, und sogar einige neue ins Spiel gebracht. Wer die übliche Haudrauf-Action suchte, war hier auf jeden Fall fehl am Platze, aber das war in der Einladung zur Veranstaltung – die ja einige Male verschoben werden musste – klar kommuniziert worden. Abschließend bleibt daher nur einmal mehr zu sagen: Die Leuenmark obsiegt!